niederrheinisch - nachhaltig 

10.04.2025

IEA Deutschlandreport und die neue Koalition: Wie weiter mit der Energiewende?

250410 IEA.jpgStromnetze, Schienenverkehr, Großspeicher sowie die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge ausbauen, Energiepreise reduzieren, den Verkehr, die Gebäudeheizungen und die Industrie dekarbonisieren, die öffentliche Verkehrsinfrastruktur ausbauen, das Stromsystem mit intelligenten Zählern flexibilisieren, die Wasserstoffindustrie ankurbeln, die ehemaligen russischen Gaslieferungen und die regionalen Energiegleichgewichte ausgleichen, bei der Energiewende die Erschwinglichkeit und Wettbewerbsfähigkeit im Auge behalten, die Kosten, den Nutzen und die Zeitpläne der Energiewende klar kommunizieren, die gerechte Verteilung der Vorteile und Kosten der Energiewende gewährleisten, die Infrastrukturen für Erdgas, emissionsarmen Wasserstoff und Strom integriert planen, so dass ein sicheres und resilientes Energiesystem mit 100% erneuerbaren Energiequellen entsteht…

Das seien Herausforderungen, um Deutschlands Ziel der Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen, stellt der am 7. April 2025 veröffentlichte Deutschland-Report der Internationalen Energieagentur (IEA) fest. (1) Die in Paris ansässige IEA ist eine seit 1974 bestehende Kooperationsplattform im Bereich der Erforschung, Entwicklung, Markteinführung und Anwendung von Energietechnologien. Um den internationalen Erfahrungsaustausch zu fördern, prüft sie die Energiepolitik ihrer Mitgliedsländer in einem regelmäßigen Turnus von fünf bis sechs Jahren.

In Zeiten der geoökonomischen und geopolitischen Herausforderungen habe Deutschland seit dem sog. Osterpaket (2) hart und mit Erfolgen daran gearbeitet, seine Energiewende zu beschleunigen, sei von Atomkraft, Kohle und russischem Erdgas abgekehrt und wolle auf erneuerbare Energien, emissionsarmen Wasserstoff, Wärmepumpen und Elektrofahrzeuge umstellen.

Als technologisches und industriell führendes Land sei Deutschland gut aufgestellt, die Chancen der Energiewende zu nutzen. Aber die Veränderungen im Energiesystem habe auch zu Problemen geführt. Die Deutschen hätten mit den höchsten Stromkosten in Europa zu kämpfen. Die Industrieproduktion sei deshalb stark rückläufig. Eine Herausforderung seien die Systemstabilität und der sichere Betrieb des Energiesystems.

Die öffentlichen Reaktionen auf den „Germany Report“ waren unterschiedlich: Vom Lob auf Habecks Heizgesetz“ (3) oder „vom guten Weg“  war die Rede. (4) Der traditionell skeptische Wissenschaftsjournalist Axel Bojanowski hielt das IEA-Zeugnis für bizarr, die Agentur sei abgedriftet, kümmere sich zu sehr um Klimaneutralität und zu wenig um Energiesicherheit (4)

Die neue Koalition aus CDU, CSU und SPD möchte das von der IEA gelobte Heizungsgesetz wieder abschaffen und die Energiewende bezahlbar, kosteneffizient und versorgungssicher gestalten. Sie verspricht, erst einmal ein Monitoring in Auftrag zu geben, „mit dem bis zur Sommerpause 2025 der zu erwartende Strombedarf sowie der Stand der Versorgungssicherheit, des Netzausbaus, des Ausbaus der Erneuerbaren Energien, der Digitalisierung und des Wasserstoffhochlaufs als eine Grundlage der weiteren Arbeit überprüft werden.“ (6)

Verweise
1. International Energy Agency. Energy Policy Review Germany 2025. [Online] 7. April 2025. https://iea.blob.core.windows.net/assets/7fea0ad0-1cc1-45e9-810b-2d602e64642f/Germany2025.pdf

2. Deutscher Bundestag. Osterpaket zum Ausbau erneuerbarer Energien beschlossen. [Online] 7. Juli 2022. https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2022/kw27-de-energie-902620

3. Focus online. „Eine großartige Leistung“: Internationale Experten loben Habecks Heizgesetz. [Online] 8. April 2025. https://www.focus.de/earth/analyse/eine-grossartige-leistung-internationale-experten-loben-habecks-heizgesetz_c96716ad-9532-4301-8141-4098732ac906.html

4. Jonas Waack. Jetzt bloß nicht aufhören. TAZ. [Online] 7. April 2025. https://taz.de/IEA-zur-Energiewende-in-Deutschland/!6077537/

5. Axel Bojanowski. Die Cheerleader der Klimaneutralität. DIE WELT. 10. April 2024

6. CDU, CSU, SPD. Verantwortung für Deutschland. Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD - 21. Legislaturperiode. [Online] 9. April 2025. https://www.koalitionsvertrag2025.de/sites/www.koalitionsvertrag2025.de/files/koalitionsvertrag.pdf

Grenzlandgruen - 10:19 @ Akteure und Konzepte, Infrastrukturen und Daseinsvorsorge | Kommentar hinzufügen



 

E-Mail
Infos
Instagram